Be eus ide Chaos-Kneipe uf hölzige Bänk,
verzellt mer sech Seemannsgschechte zu schüümende Getränk.
Met jedem Getränk werded die Gschechte welder,
genau wie die alte Abentür, festghalte uf Belder.
Chom au du i eusi Kneipe eis cho bstelle,
d Chaos-Hafe-Troppe hed no vell zverzelle.
Aus dem Leben des Käpt’n Mas Becha
Man fragt mich oft, wie es früher war. Dann antworte ich:
Früher gab es von allem viel mehr. Ja, es gab Inseln, helle Leuchten, nicht so
helle Leuchten, geheimnisvolle Lieferungen aus dem Orient, verschollene
Leuchttürme – überspült von den Wellen, versunken im ewigen Ozean.
Denn die Meere steigen immer höher, sehr langsam, aber unerbittlich, bis eines
Tages unser ganzer Planet von Wasser bedeckt sein wird – nicht umsonst steht
mein Haus auf einer hohen Klippe oben bei der roten Burg. Von den Abenteuern,
die ich auf meinen Reisen erlebt habe, will ich erzählen, und von den Wesen und
Wundern, die mit ihnen versunken sind.
Ich müsste lügen (und es ist ja hinlänglich bekannt, dass
das nicht meiner Natur entspricht), wenn ich behaupten würde, meine ersten
zweiunddreissig Jahre wären ereignislos verlaufen.
Ich sage nur: Chinesisch Neujahr, Costa Rica, Zeugungsschmerzen, rote Laternen,
Portraits von zwielichtigen Gestalten, Mittagessenkochen, ewige Liebe, Rettungen
in allerletzter Sekunde.
Denke ich an diese Zeiten zurück, übermannt mich die Wehmut.
Aber die Uhr des Lebens lässt sich nicht zurückdrehen. Das ist bedauerlich,
aber gerecht. So folgt jetzt, wie es sich gehört, der Frühling auf den Winter.
Die Sonne, noch kalt wie der Mond, sinkt in den eisgrauen Ozean, und der Wind
riecht nach Schnee. Da ist auch noch ein anderer Geruch in der Luft. Souhond. Nein,
der Geruch von Feuern, die in der Ferne brennen, mit einem Hauch Zimt darin.
Und Chili. Bläh. So riecht das Abenteuer!
Früher bin ich diesem Geruch immer gefolgt, aber heute habe ich Wichtigeres zu
tun: Meine Lebenserinnerungen müssen der Nachwelt erhalten werden. Die ersten
Frostgespenster strecken ihre klammen Finger durch die Dielen meiner Kajüte und
greifen nach meinen Füssen. Unsichtbare Eishexen malen Schneeblumen auf die
Fenster. Nicht gerade meine bevorzugte Jahreszeit, aber genau der richtige
Anlass, eine Kanne heissen Tee zu kochen (mit einem winzigen Schuss Zwätschge),
dreizehneinhalb gestopfte Pfeifen, dreizehneinhalb Marmeladenbrote und
dreizehneinhalb gespitzte Bleistifte bereit zulegen und zu beginnen, meine
ersten zweiunddreissig Jahre niederzuschreiben. Ein kühnes, kräftezehrendes
Unterfangen von epischem Ausmass, wie ich befürchte. Denn, wie schon gesagt:
Damals gab es von allem viel mehr – natürlich auch mehr Abenteuer.
Euer Käpt’n Mas Becha