Es war ein verregneter Abend in Emmenbrücke, als sich der Vorstand der berüchtigten Chaostroppe mal wieder auf ein Abenteuer einliess. Die Chaostroppe, das war eine zusammengewürfelte Truppe, die mit ihrem Hang zu ungewöhnlichen Ideen und kreativer Unordnung bereits so manchem Bürger von Emmen Kopfzerbrechen bereitet hatte. Ihr Anführer war Adi F., ein grossgewachsener Mann mit einer Schwäche für spontane Aktionen. Neben ihm standen Fränzu, die mit ihrer schnellen Auffassungsgabe immer eine Lösung fand, Chappi, der Technikspezialist, Andreas, der für seine unerwarteten Ideen bekannt war, und schliesslich Markus, der ruhige Pol in der Gruppe.
Dieses Mal hatte die Truppe von einem geheimnisvollen Hotel in Emmenbrücke gehört. Es war ein Ort, der offiziell als einfache Unterkunft für Geschäftsreisende und Touristen galt. Doch in letzter Zeit kursierten Gerüchte, dass dort merkwürdige Dinge geschahen. Es ging das Gerücht umher, dass es die Betreiber geschafft hatten, das Gebot für eine Brandmeldeanlage auszuhebeln. Besonders auffällig war, dass ausschliesslich Gäste mit Rollkoffern und manchmal mit E-Trottinetts dort eincheckten. Niemand wusste, warum. Es war, als ob das Hotel eine unausgesprochene Regel hatte: Keine Rollkoffer, kein Einlass.
Die Neugier der Chaostroppe war geweckt. Ohne lange zu zögern, buchten sie sich für eine Nacht in dem Hotel ein. Natürlich hatten sie alle Rollkoffer dabei, um nicht direkt aufzufallen. Als sie durch die grossen Glasdrehtüren des Hotels traten, wurden sie von einer strengen, in Grau gekleideten Empfangsdame gemustert. „Ihre Reservierung?“ fragte sie mit kühler Stimme. Adi F. legte grinsend die ausgedruckte Buchungsbestätigung auf den Tresen.
Die Dame nickte nur, ihr Blick blieb jedoch auf den Rollkoffern der Gruppe hängen. „Zimmer 405 und 406. Hier sind Ihre Schlüsselkarten. Das Frühstück ist von sechs bis neun Uhr. Angenehmen Aufenthalt.“
Die Chaostroppe machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Während die Kabine nach oben surrte, flüsterte Fränzu: „Habt ihr das gesehen? Ihr Blick war total misstrauisch!“
Chappi nickte. „Ja. Und warum gibt es hier nur Gäste mit Rollkoffern? Ich habe niemanden mit einem Rucksack gesehen.“
Als sie ihre Zimmer betraten, fiel ihnen sofort eine weitere Merkwürdigkeit auf: Die Zimmer waren völlig identisch eingerichtet, beinahe steril. Keine persönlichen Gegenstände, keine dekorativen Elemente. Das Einzige, was auffiel, war eine kleine Kofferschiene neben der Tür.
„Wofür ist die?“ fragte Andreas und stellte seinen Rollkoffer probeweise darauf. Ein leises Klicken erklang. Plötzlich surrte eine kleine Klappe an der Wand auf und eine geheimnisvolle Stimme sagte: „Transportfreigabe erteilt.“
„Transport? Wohin?“ Markus runzelte die Stirn.
Doch ehe jemand reagieren konnte, begann der Koffer langsam in die Wand hineingezogen zu werden.
„Hey!“ rief Adi F. und sprang vor, um den Koffer zu schnappen. Doch es war zu spät. Die Wand schloss sich wieder, als ob nichts geschehen wäre.
Die Freunde schauten sich an. „Das ist mehr als nur ein normales Hotel“, murmelte Fränzu. „Ich glaube, wir haben hier etwas Grosses aufgedeckt.“
Ohne zu zögern, begannen sie, das Zimmer nach Hinweisen zu durchsuchen. In einer Ecke lag Stroh am Boden aber niemand, wirklich niemand wusste, warum hier Stroh am Boden lag. Chappi klopfte an die Wände und fand bald heraus, dass sich hinter einer der Wandplatten ein geheimer Gang befand. Mit Mühe schoben sie die Platte zur Seite und stiegen durch den schmalen Durchgang. Er führte in einen düsteren Gang, der scheinbar unter dem Hotel verlief.
Die Luft war kühl und feucht, und das einzige Licht kam von schwach flackernden Neonröhren an der Decke. „Was zur Hölle ist das für ein Ort?“ flüsterte Andreas.
Als sie weitergingen, hörten sie Stimmen. Die Gruppe duckte sich hinter einige Kisten und lauschte. Zwei Männer in schwarzen Anzügen und der Aufschrift „SP“ unterhielten sich in gedämpftem Ton.
„Die Lieferung ist für morgen geplant. Die Koffer werden dann direkt zum Zielort beim Kapellplatz gebracht.“
„Perfekt. Wir dürfen keine Fehler machen. Das Projekt steht auf dem Spiel.“
Die Chaostroppe wechselte erschrockene Blicke. „Lieferung? Zielort? Was genau wird hier transportiert?“ flüsterte Markus.
Fränzu zog ihr Handy hervor und versuchte, ein Foto von den Männern zu machen, doch genau in dem Moment vibrierte es laut. Eine WhatsApp-Nachricht von Luki war eingegangen: „HBSN“ war zu lesen.
Die beiden Männer hielten inne. „Wer ist da?“ rief einer.
„Mist!“ rief Adi F. „Los, weg hier!“
Die Freunde stürmten zurück durch den Gang, doch die Männer hatten bereits die Verfolgung aufgenommen. Gerade als sie wieder in ihrem Zimmer ankamen und die geheime Wand verschlossen, erklang ein lautes Klopfen an der Tür.
„Hotelpersonal! Bitte öffnen!“
Die Gruppe stand einen Moment lang erstarrt da. Dann flüsterte Fränzu: „Wir müssen hier raus! Jetzt!“
Chappi sprang ans Fenster und schaute hinaus. „HBSN, das ist es! Mechanische Leiter der Feuerwehr Emmen! Wenn sie schnell sind, können wir es schaffen. Ich rufe Sven an!“
Sekunden später fuhr die Feuerwehr Emmen bereits zu. Einer nach dem anderen kletterte die Leiter hinunter, während hinter ihnen die Zimmertür aufbrach. Gerade als sie auf die Strasse sprangen, sahen sie, wie eine dunkle Limousine vor dem Hotel hielt. Männer in Anzügen und noch mehr „SP“-Aufschriften stiegen aus. Sie schienen nach ihnen zu suchen.
„Weg hier!“ rief Adi F. und die Gruppe rannte durch die nassen Strassen von Emmenbrücke. Sie liessen das mysteriöse Hotel hinter sich, doch eine Frage brannte ihnen allen auf der Seele: Was wurde dort wirklich transportiert? Und wer steckte dahinter?
Eines wussten sie sicher: Dieses Rätsel war noch lange nicht gelöst. Und die Chaostroppe war bereit, es herauszufinden.
Noch in derselben Nacht machten sie sich auf den Weg nach Luzern. Versteckt zwischen den Schatten der alten Gebäude beobachteten sie, wie mehrere schwarze Transporter auf dem Kapellplatz parkten. Männer mit Sonnenbrillen und Funkgeräten begannen, Rollkoffer in ein unscheinbares Lagerhaus zu bringen.
„Das ist unsere Chance!“ flüsterte Fränzu. „Wir müssen herausfinden, was in diesen Koffern ist.“
Chappi zog sein X-Phone heraus und schlich sich an einen der Transporter heran. Mit ruhiger Hand knackte er das Schloss einer der Türen und zog vorsichtig einen der Koffer heraus. Adi F. half ihm, den Reissverschluss zu öffnen.
Das, was sie sahen, liess ihnen den Atem stocken: Die Koffer waren randvoll mit gefälschten Wahlzetteln für ein Verbot von Rollkoffern.
„Das ist doch nicht euer Ernst!“ keuchte Andreas. „Jemand will tatsächlich Rollkoffer illegal machen?“
Plötzlich hörten sie ein lautes Rufen. „Hey! Was macht ihr da?!“
Einer der Männer hatte sie entdeckt. Ohne zu zögern, schnappten sie sich den Koffer und rannten los. Während hinter ihnen Schritte und aufgeregte Stimmen immer näherkamen, rief Fränzu: „Wir müssen das der Polizei bringen!“
Gerade als sie eine Kreuzung erreichten, tauchte ein Polizeiwagen auf. „Hilfe! Hier drüben!“ rief Adi F. Für einmal war er erleichtert, René hinter dem Steuer zu erkennen.
Die Beamten sprangen aus dem Wagen, als die Verfolger der Chaostroppe abrupt abbremsten und versuchten, in den Schatten zu verschwinden. „Wir haben Beweise! Diese Leute fälschen Wahlzettel!“ rief Markus und begann in der Nervosität einen Espresso zu trinken, während dem er das Elektro-Polizeiauto aufzuladen begann.
Nach einem kurzen Handgemenge wurden die Männer verhaftet. „Ein Wahlbetrug wegen Rollkoffern? Das wird eine interessante Nacht“, murmelte eine der Polizisten.
Die Chaostroppe grinste sich an. Wieder einmal hatten sie ein Geheimnis gelüftet – und ganz nebenbei eine Verschwörung verhindert. Davon werden Sie in der Schmitte noch lange erzählen.